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SCHULE

SCHULE

Wenn unsere Kinder mit der Schule beginnen, beginnt auch ein neues Lernen für Eltern: Wie kann ich mein Kind gut begleiten? Welche Fähigkeiten und Fertigkeiten muss ich als Elternteil jetzt erwerben, mir aneignen, um sie an mein Kind weiterzugeben? Wie habe ich selbst gelernt – und ist mir diese Erfahrung hilfreich in der Unterstützung meines Kindes? Was, wenn meine gute Erfahrung für mein Kind nicht hilfreich ist? Bin ich offen für Neues? Diese und andere Fragen tauchen auf – und suchen nach Antworten. Das ist sozusagen die neue Jobanforderung an die Eltern: Auch etwas Neues lernen. 

Schule ist Teil der elterlichen Führung. Das bedeute, dass wir Eltern die Wichtigkeit von Schule leben und verkörpern müssen. Das ist mit dem gängigen Schulsystem für manche Eltern schwierig und sie finden sich in einem inneren Dilemma wieder, stehen irgendwie nur halb hinter „Schule“. Hilfreich ist, wenn wenn Eltern hier eine klare innere Haltung entwickeln, der das Kind folgen kann. Diese Orientierung hilft auch dabei, dass die Angst und Abwehr in den Kindern sinkt, da sie ihren Eltern vertrauen. 

„Schule“ ist also eine zeitliche Eingrenzung von persönlicher Freiheit. In dieser Zeit wird dem Kind klar von außen vorgegeben, was jetzt zu tun oder zu lernen ist. Ziehen das Eltern mit in Betracht, ziehen sie mit in Betracht, dass ihre Kinder hier schon sehr viel Kooperationsarbeit leisten, dann können sie auch den Rest des Tages so strukturieren, dass es eine ausgewogene Balance zwischen einer vorgegebenen Struktur und einer freien Entfaltung gibt. Etwas, dass auch Erwachsene für sich selbst berücksichtigen dürfen!!

Deswegen sind außerschulische Aktivitäten – sofern sie nicht als dringender Wunsch vom Kind kommen – mit bedacht zu wählen: Ist es eine weitere Struktur, ein weiteres Hintenanstellen oder ist es Teil des freien Spiels des Kindes? Hier bedarf es einer Ehrlichkeit sich selbst als Eltern gegenüber: Wofür will ich, dass mein Kind außerhalb der Schule welchen Aktivitäten nachgeht? (Mir war es schon sehr recht, wenn meine Kinder „beschäftigt“ waren und ich sozusagen frei hatte. Tun jedoch Kinder zu viel FÜR uns, kommt es zu einer Überkooperation: Kinder nehmen – aus Liebe und aus dem Wunsch wertvoll für die Eltern zu sein – ihre Eltern wichtiger als sich selbst und ignorieren ihre eigenen Grenzen und Bedürfnisse. Langfristigen Folgen so einer Überkooperation können geringes Selbstwertgefühl, Unsicherheit und Schwierigkeiten bei der Selbstwahrnehmung sein.

Routinen und Gewohnheiten schaffen. Orientierung. ZB die Hausaufgaben nach dem Essen und dann Spielen. Vokabelüberprüfung, Lesen oder gemeinsames Lernen vor dem Abendessen. Sonntags ist frei. Das ist je nach Familie unterschiedlich und sollte für jede Familie maßgeschneidert sein. Und bei aller Routine sollten die Eltern darauf achten, ob es noch so passt. Ein Sommer verändert manchmal alles. Kinder werden selbständiger und möchten nun lieber selbständiger lernen; oder brauchen in einer höheren Schule mehr Unterstützung. Hier sind Eltern eingeladen, flexibel zu sein und ein Ohr für die neuen Bedürfnisse zu haben. Schließlich geht es darum auch die schulische Verantwortung Stück für Stück unseren Kindern zu übergeben. 

Das gilt insbesondere auch für Teenager, die diese Verantwortung für ihren „Job“ selbst tragen können. Auch für das Aufstehen. Wenn sie dabei aber noch Unterstützung haben wollen und darum bitten, dann können wir als Eltern hier gerne beistehen und – wenn so gewünscht und vereinbart – nach dem ersten Wecker klingeln unseren Teenager noch einmal liebevoll anstupsen. 

Oft bemerken Eltern, dass sie selbst im Stress sind, dass sich Ängste und dadurch entstehende Anforderungen an das Kind melden („Mein Kind hat noch immer nichts für den Vokalbeltest gelernt! Das kann nicht gutgehen! Er wird durchfallen, wenn er so weitermacht! Er sollte jetzt endlich lernen!“) In diesem Fall müssen sich Eltern zuerst selbst eine emotionale Stütze sein, sich ihren Ängsten und Befürchtungen annehmen – anstatt mit ihren Visionen und Sorgen auf ihr Kind loszugehen. Konstruktive Gespräche können nur aus einer emotionalen Gefasstheit entstehen. Emotional gefasste Eltern sind wiederum Eltern, die ihren Kindern die Stütze sein können, die sie brauchen, wenn sie geraden den schulischen Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sehen. 

Wenn Eltern das ganze Jahr mit Lernstress und Konzentrationsproblemen beschäftigt sind, drängt sich ein lautes STOP! auf. Dann ist der Alltag eine Plackerei, freud- und spaßlos. So ist das Leben nicht gemeint. Dann braucht es ein Innehalten, ein Neusortieren, ein anerkennen, dass es SO nicht geht und ein OFFENSEIN für Alternativen. Hier brauchen insbesondere Kinder wieder eine Stimme dafür, was nicht gut läuft, was ihre Bedürfnisse sind. Sie brauchen einen Raum, indem sie sich das wieder fragen können, zu sich selbst fragen zu können und um herauszufinden, was ein gutes Lernklima ausmachen würde. Dieses Innehalten ist auch für die Erwachsenen ein Segen. Für sie gilt jetzt das gleiche: Wenn das, was wir bisher gemacht haben nicht gut ist, was haben wir für Alternativen? Und: Sind wir mutig und flexibel und offen genug, Neues auszuprobieren? 

Verweigern Kinder die Schule hat das immer einen Grund, der gefunden werden will und nach Aufmerksamkeit schreit. Hier sind Eltern umso mehr aufgefordert, eigene Konzepte und Vorstellungen zu hinterfragen und sich gegebenenfalls Unterstützung für das Kind, sich selbst oder die ganze Familie zu suchen. 

(Ausschnitt aus einem Interview für Ökopharma) 

Hier geht es zum Video von Jeannine Mik und mir zum Thema Schule: https://youtu.be/VD_7AzI4fuw?si=IVdA9jfeJOz-SX1h


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